1. Was ist, wenn mein Kind gar kein Problem sieht?
Es ist nicht ungewöhnlich, dass ein Kind sagt, es habe gar keine Angst. Sie als Eltern sehen Ängste jedoch deutlich. Das kann unterschiedliche Gründe haben. Deshalb gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, damit umzugehen.
Sie können Ihrem Kind vermitteln, dass auch andere Kinder Ängste haben und es ihnen genauso geht. Vielleicht fallen Ihnen hierzu sogar konkrete Beispiele ein. Im Kindes- und Jugendalter gehören Ängste zu den häufigsten psychischen Problemen. Auch diese Information kann für Ihr Kind hilfreich und entlastend sein. Vermitteln Sie Ihrem Kind, dass seine Probleme und alles, was es Ihnen dazu erzählt, auch bei Ihnen bleibt und nicht weitererzählt wird. Das kann Ihrem Kind Sicherheit geben und die Offenheit für seine Probleme fördern.
Kennt Ihr Kind unterschiedliche Gefühle? Weiß Ihr Kind zum Beispiel, was Angst bedeutet? Wie sich Angst anfühlt? Wo sie im Körper zu spüren ist? Benennen Sie (falls Sie das nicht ohnehin tun) Gefühle im Alltag. Sie können zum Beispiel auch Kinderbücher nutzen, um sich gemeinsam verschiedene Gefühle anzuschauen.
Für manche Kinder stellt die Angst auch tatsächlich kein Problem dar. Die Kinder haben nur einen geringen Leidensdruck und sind kaum belastet oder beeinträchtigt. Sie kommen gut in ihrem Alltag zurecht, da ihnen angstbesetzte Situationen zum Großteil abgenommen werden. Oder Situationen werden so gestaltet, dass die Kinder selten mit ihrer Angst konfrontiert werden (z.B. schläft ein Elternteil immer mit dem Kind im Bett). Das Umfeld passt sich also an die Angst an und „hilft“ dem Kind angstauslösende Situationen zu vermeiden.
Eltern möchten, dass es dem Kind gut geht und dass es wenig leidet. Daher ist das sehr nachvollziehbar. Aber es führt langfristig eher zur Verschlechterung der Ängste, wie Sie in diesem Coach erfahren (haben). Möchte man es ändern? Dann kann es sehr hilfreich sein, den Leidensdruck und die Beeinträchtigung etwas zu erhöhen. Das gelingt, indem Sie Ihr Kind weniger beim Vermeidungsverhalten unterstützen. Denn das trägt kurzfristig – und das fällt Eltern verständlicherweise schwer - zu einem erhöhten Leidensdruck und einer stärkeren Beeinträchtigung bei. Langfristig - und das ist sehr wichtig! - kann es deutlich dazu beitragen, dass Ihr Kind seine Angst loswerden möchte und dadurch auch loswerden kann.
Führt sie z.B. zu einer besonderen Aufmerksamkeit und Zuwendung? Dann nehmen Sie Ihrem Kind diese Aufmerksamkeit und Zuwendung nicht weg. Geben Sie Ihm die Aufmerksamkeit und Zuwendung aber nicht für seine Angst, sondern in Situationen und für Verhaltensweisen, die nichts mit der Angst zu tun haben. Zum Beispiel durch die Einführung einer gemeinsamen Spaß- & Spielzeit. Hierzu erfahren Sie mehr in Modul 3 des Familiencoachs Kinderängste. Geben Sie Ihrem Kind in Situationen, in denen es in angstbesetzten Situationen „mutiges“ (also angstbewältigendes) Verhalten zeigt, besondere Zuwendung, indem Sie es loben und ihm sagen, wie stolz Sie auf es sind.
2. Was kann ich tun, wenn mein Kind nicht motiviert ist mitzuarbeiten?
Motivation, etwas zu verändern, braucht immer auch Einsicht: Etwas stellt ein Problem dar und verursacht Leidensdruck, Belastung und Beeinträchtigung im Alltag. Das kennen Sie vermutlich auch von sich selbst. Wie kann ich die Problemeinsicht bei meinem Kind fördern? Lesen Sie hierzu gerne die Antwort zur ersten Frage. Sollten die hierunter beschriebenen Möglichkeiten nicht zum Motivationsaufbau ausreichen oder bereits Problemeinsicht bei Ihrem Kind vorhanden sein, kann auch folgendes hilfreich sein:
Sie können mit Ihrem Kind eine „Probezeit“, ein Ausprobieren des Familiencoachs Kinderängste vereinbaren. Verständigen Sie sich zum Beispiel darauf, dass Sie das Ausprobieren erstmal auf eine oder zwei sogenannte Eltern-Kind-Übungen beschränken. Gegebenenfalls kann sich Ihr Kind danach besser vorstellen, um was es geht und wie das Ganze – die Arbeit an der Angst – konkret aussieht. Und was es für es selbst bedeutet. Das kann Motivation aufbauen.
Das kann Motivation aufbauen und aufrechterhalten. Zusätzlich können Sie überlegen, ob Sie mit Ihrem Kind für die zuverlässige Mitarbeit etwas besonders Schönes, eine Belohnung vereinbaren (z.B. einen gemeinsamen Kinobesuch). Wichtig ist hierbei, solche Vereinbarungen zu konkretisieren. Also nach Durchführung welcher und wie vieler gemeinsamer Eltern-Kind-Übungen unternehmen wir zum Beispiel etwas Schönes? Und was und wann genau?
Reicht dies aktuell auch nicht aus, Ihr Kind zur Mitarbeit zu motivieren? Dann gibt es an dieser Stelle Grenzen hinsichtlich der Nutzung des Familiencoachs und der Angstbewältigung. Es heißt aber nicht, dass Ihr Kind nicht zu einem späteren Zeitpunkt zur Mitarbeit bereit sein wird. Machen Sie immer wieder ein Angebot, drängen Sie es aber nicht hierzu. Und es heißt auch nicht, dass Sie nun nichts tun können, um Ihr Kind bei der Angstbewältigung zu unterstützen. Lesen Sie hierzu gerne die Antwort zur dritten Frage.
Grenzen des Familiencoaches gibt es auch für Kinder, deren Ängste zu stark sind, um unsere Tipps ohne professionelle und direkte Unterstützung selbst anwenden zu können. Suchen Sie dann bitte Ansprechpartner vor Ort.
3. Weitere Fragen zur Nutzung des Familiencoachs Kinderängste
Ja! Sie können den Familiencoach Kinderängste auch gut ohne die Mitarbeit Ihres Kindes nutzen. Im Modul 1 „Wissenswertes“ und Modul 2 „Eigene Anteile bearbeiten“ benötigen Sie die Mitarbeit des Kindes nicht. Die Umsetzung dort beinhalteter Eltern-Übungen können ebenfalls zur Angstminderung bei Ihrem Kind beitragen. In Modul 3 „Das Kind stärken“, vor allem aber in Modul 4 „Sich der Angst stellen“ ist die Mitarbeit des Kindes relevant.
Wir empfehlen unbedingt, diese Module auch durchzuarbeiten, wenn Ihr Kind nicht mitmachen möchte. Überspringen Sie dann einfach die Eltern-Kind-Übungen. Sie werden trotzdem einige Lerninhalte und Strategien zur Angstbewältigung umsetzen und in Ihren Alltag einbinden können, ohne dass Ihr Kind hierfür etwas aktiv tun muss. Das gibt auch Ihnen Sicherheit im Umgang mit der Angst Ihres Kindes.
Wir legen Wert darauf, dass Sie als Eltern alle wesentlichen Grundlagen, Verfahren und Übungen kennengelernt haben, bevor Sie speziellere Methoden zur Problembewältigung erlernen. Sie sollten also das nötige Wissen erworben, Ihre eigenen elterlichen Anteile reflektiert sowie Ihr Kind allgemein gestärkt haben, bevor Sie sich mit den Methoden der Konfrontation und anderen spezielleren Methoden beschäftigen.
Deshalb werden diese Inhalte Ihnen nur in der Vollversion erläutert. Zur Vollversion bekommen Sie Zugang, wenn Sie sich anonym registriert und den Familiencoach auf jeden Fall bis zu diesem Punkt durchgearbeitet hatten.
Grundsätzlich sind die Prinzipien und Strategien der Angstbewältigung auch auf andere Ängste übertragbar. Sie helfen auch hier und sind Methode der ersten Wahl. Allerdings ist es im Selbststudium ohne persönliche Anleitung dann schwieriger.
Achtung: Leidet Ihr Kind an einer Blut-, Verletzungs-, Spritzenangst, dann führen Sie bitte nicht selbstständig Konfrontationen (Modul 4 – Sich der Angst stellen) durch. Einige Kinder und Jugendliche zeigen bei dieser Angstform Ohnmachtsanfälle, wenn sie mit der angstauslösenden Situation konfrontiert sind. Wenn sich diese Kinder ihrer Angst stellen, sind dabei Besonderheiten zu beachten, die hier im Familiencoach nicht beschrieben und angeleitet werden.