Was hilft Ihrem Kind?
Die verschiedenen Hilfen sollten individuell an die Probleme und den Bedarf des Kindes und seiner Eltern angepasst werden. Die folgenden Bausteine haben sich bei der Bewältigung von Kinderängsten als hilfreich erwiesen. Sie sind dementsprechend fester Bestandteil des Familiencoachs.
Sie als Eltern, Ihr Kind und pädagogische Bezugspersonen in Schule oder Kindergarten sollten umfassend über Angststörungen und Unterstützungsmöglichkeiten informiert werden. Dieses Wissen haben Sie bereits in diesem Modul Ihres Familiencoachs erworben. Zum Beispiel kennen Sie jetzt den Teufelskreis der Angst. Der Erwerb von Wissen führt oftmals bereits zu einer ersten Entlastung des Kindes und der Eltern.
Erwartungen und Ängste von Eltern sowie überbehütendes Erziehungsverhalten (z. B. Übernahme von „schwierigen“ Aufgaben des Kindes) tragen oft zur Entstehung und Aufrechterhaltung von Ängsten bei. Deswegen ist es wichtig, dass Sie als Eltern lernen, die eigenen Erwartungen zu überprüfen. Sie sollten zudem eigene Ängste angehen und überbehütendes Erziehungsverhalten vermindern.
Oftmals ist die Beziehung zwischen Eltern und Kindern aufgrund der Ängste belastet oder sehr auf die Angst des Kindes fokussiert. Deshalb sind die Stärkung einer positiven Beziehung zum Kind und damit die Vermittlung von Sicherheit sowie die Unterstützung eines positiven Selbstbildes sehr wichtig. Zur Stärkung der Eltern-Kind-Beziehung eignet sich die Einführung von positiven „Spiel-und-Spaß-Zeiten“, also von Situationen ohne Angst- oder Leistungsbezug. Hierbei nehmen die Eltern positives Verhalten ihres Kindes wahr und lernen, dieses zu beachten.
Kinder entwickeln sich gesund – also positiv –, wenn sie über ausreichend hohes Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen verfügen. Deswegen ist es in der Behandlung von Kinderängsten wichtig, gezielt Stärken des Kindes herauszuarbeiten und zu aktivieren. So kann das Kind lernen, dem eigenen Können zu vertrauen. Es baut ein positives Selbstbild auf.
Für ein gesundes Selbstvertrauen ist es ebenfalls wichtig, die Selbstständigkeit des Kindes zu fördern. Es ist wichtig, dass Eltern ihr Kind dabei unterstützen, eigenständig schwierige Situationen zu bewältigen. Nur so lernt das Kind, dass es Herausforderungen und auch Ängste selbst bewältigen kann. Das nennt man Selbstwirksamkeit. Die Erfahrung von Selbstwirksamkeit stärkt das Selbstvertrauen.
Wie im Teufelskreis der Angst dargestellt, entwickeln viele Kinder Ängste aufgrund mangelnder Fertigkeiten. Diese ziehen Misserfolgserlebnisse nach sich und führen zu Ängsten. Es ist daher wichtig, die sozialen und/oder leistungsbezogenen Kompetenzen der Kinder zu fördern.
Um gut mit stress- oder angstauslösenden Situationen umgehen zu können, sollten Kinder wissen, wie sie sich entspannen können. Hierzu können sie verschiedene Entspannungsverfahren einüben. Dazu gehören Progressive Muskelrelaxation, Atemübungen oder auch Entspannungsgeschichten wie beispielsweise Fantasiereisen.
Gefühle werden von Gedanken ausgelöst. Das heißt, nicht die Situation an sich löst die Angst aus, sondern der damit verbundene Gedanke, also die Bewertung der Situation. Es ist sehr wichtig für die Angstbewältigung, angstmachende Gedanken zu erkennen und alternative – angstmindernde – Gedanken („Mutmacher“) zu entwickeln.
Die Konfrontation mit angstauslösenden Situationen hat sich in vielen Studien als besonders wirksam für den Abbau von Ängsten erwiesen. Sie gilt deshalb als die wichtigste Komponente in der Behandlung von Ängsten. In der Psychotherapie spricht man hier von „Expositionen“. Das Kind stellt sich schrittweise den Situationen, die bei ihm Angst auslösen. Die Schwierigkeit der Situationen steigt dabei langsam an. So lernt das Kind, dass es seine Angst aushalten kann. Außerdem macht es die wichtige Erfahrung, dass Befürchtungen (z. B. „Ich werde mich blamieren“) in der realen Situation nicht eintreffen. Bitte wenden Sie diese wirksame Methode erst bei Ihrem Kind an, wenn Sie die Kapitel des vierten Moduls komplett bearbeitet haben!
Bei manchen Kindern haben belastende Erlebnisse zur Angstentwicklung beigetragen. Hier ist es zunächst wichtig, die Belastungen – soweit möglich – zu reduzieren oder zu stoppen und dem Kind Sicherheit zu vermitteln. Darüber hinaus sollten die belastenden Erlebnisse und Situationen angesprochen und schrittweise mit dem Kind bearbeitet werden. Dies unterstützt die Verarbeitung des Erlebten.