Soziale Ängste einordnen
Um Ihr eigenes Kind gut einordnen zu können, machen Sie eine kleine Übung. Lesen Sie sich dazu zunächst die Berichte anderer Eltern zu den sozialen Ängsten ihrer Kinder durch.
Meiner Tochter Luise fällt es schwer, auf dem Spielplatz andere Kinder anzusprechen. Wenn andere Kinder sie fragen, wie sie heißt oder ob sie mitspielen möchte, schaut sie verlegen auf den Boden und antwortet nur sehr leise. Manchmal versteckt sie sich auch hinter mir. Meistens braucht sie etwas Zeit, bis sie nicht mehr ganz so schüchtern ist. Dann spielt sie auch mit den anderen Kindern. Nur selbst fragen, das tut sie nicht. Sie traut sich einfach nicht.
Ich mache mir große Sorgen um meinen Sohn Leon. Er zieht sich zunehmend zurück, hat fast keine Freunde, möchte nichts mehr unternehmen. Alles, was irgendwie mit anderen Menschen zu tun hat, fällt ihm schwer. Er traut sich z. B. nicht, den Nachbarn zu grüßen. Aber auch nicht, andere Kinder, die er kennt, anzusprechen oder anzurufen, um sich zu verabreden. Er erstarrt dann und ist nicht mehr in der Lage, etwas zu sagen. Er ist sehr angespannt oder beginnt heftig zu zittern. Ich rede ihm immer wieder gut zu und versuche ihn zu trösten. Es belastet ihn und auch uns als Eltern. Meistens kann ich ihn nicht überreden, sich zu überwinden. Letztens hat er mir gesagt, dass er befürchtet, sich zu blamieren oder doof dazustehen. Dabei ist das noch nie so wirklich passiert.
Meine Tochter Johanna war schon immer eher schüchtern. Seit ein paar Monaten fällt mir aber zunehmend auf, dass sie sich in sozialen Situationen mit fremden Menschen kaum etwas traut. So z. B. beim Bäcker. Wenn die Verkäuferin fragt, was sie möchte, bekommt sie oft keinen Ton heraus. Sie ist wie erstarrt, schaut auf den Boden und wirkt total angespannt. Ich muss das Bestellen dann für sie übernehmen. Sie macht sich ohnehin einfach zu viel Sorgen darüber, was andere über sie denken könnten. Bei Kindern oder Erwachsenen, die sie sehr gut kennt, traut sie sich mehr zu.
Mein Sohn Jan hatte letzte Woche seinen ersten Schultag in einer neuen Klasse. Er war aufgeregt und zunächst schüchtern, als er den Klassenraum betreten hat. Ich habe mir Sorgen gemacht, dass er sich nicht traut, die anderen Kinder anzusprechen. Obwohl er damit eigentlich nie Probleme hat. Als ich ihn von der Schule abgeholt habe, hat er erzählt, dass er nach ein paar Minuten nicht mehr nervös war und in der Pause sogar bereits mit seinem Sitznachbarn gespielt hat.
Übung: Wie stark ist die Angst ausgeprägt?
Ihre Aufgabe: Gehen Sie die Berichte der Eltern nacheinander durch. Danach versuchen Sie mit Hilfe des Angstthermometers einzuschätzen, wie stark die Angst des jeweiligen Kindes ausgeprägt ist. Dazu ziehen Sie das Foto des Kindes auf den entsprechenden Kreis neben dem Thermometer.