Trennungsängste einordnen
Um Ihr eigenes Kind gut einordnen zu können, machen Sie eine kleine Übung. Lesen Sie sich dazu zunächst die Berichte anderer Eltern zu den Trennungsängsten ihrer Kinder durch.
Mein Sohn Bela möchte nicht allein schlafen gehen. Er beginnt zu weinen und klammert sich an mich. So liege ich jeden Abend neben ihm. Erst wenn er eingeschlafen ist, kann ich rausgehen. Zumindest meistens schafft er es aber in anderen Situationen irgendwie, sich zu trennen. Auch wenn es ihm teilweise echt schwerfällt. Zum Beispiel morgens vor dem Kindergarten, da dauert unser Abschied sehr, sehr lange. Oft weint er und sagt, dass ich nicht gehen soll. Ich muss ihm dann sagen, dass nichts Schlimmes passieren wird und dass wir uns wiedersehen. Das ist echt belastend und anstrengend für uns beide. Wenn ich weg bin, können ihn seine Erzieherinnen aber zum Glück nach einiger Zeit beruhigen und ablenken.
Meine Tochter Clara kann sich in neuen Situationen manchmal nicht ganz so gut von mir trennen. So z. B. letztens, als sie das erste Mal beim Turnen war. Da wollte sie nochmal umarmt werden und ich sollte ihr noch einen Kuss geben. Ab und an fragt sie auch, ob ich noch etwas bleibe. Auch wenn sie eigentlich allein in ihrem Bett schläft, passiert es noch manchmal, dass sie nachts zu uns kommt. Besonders dann, wenn es ihr mal nicht so gut geht, sie krank ist oder einen Albtraum hatte.
Meine Tochter Alina weigert sich, irgendwo allein hinzugehen. Mit ihren Freundinnen verabredet sie sich nur noch bei uns zu Hause. Sie besteht darauf, dass wir Eltern immer bei ihr sind. Sie hat schon häufiger gesagt, sie habe Angst, dass uns etwas Schlimmes passiert. Jeden Morgen müssen wir sie überreden, in die Schule zu gehen, und das seit Wochen. Jedes Mal weint sie. Sie ist echt verzweifelt, teilweise wütend, gereizt und klagt ganz viel über Bauchschmerzen und Übelkeit. Einige Male musste ich mir sogar schon von der Arbeit frei nehmen und mit Alina zu Hause bleiben, weil es ihr so schlecht ging. Mein Arbeitgeber hat sich auch schon gewundert. Die Angst belastet unser ganzes Familienleben.
Mir ist aufgefallen, dass es meinem Sohn Vincent seit ein paar Wochen etwas schwerer fällt, sich von mir zu trennen. Und zwar in unterschiedlichen Situationen: z. B., wenn er seine Großeltern besucht oder als er auf einen Kindergeburtstag gegangen ist. Oder auch morgens vor der Schule. Er ist dann sichtlich angespannt und die Verabschiedung dauert etwas länger, als ich es gewohnt war. Oft muss ich ihn auch nochmal umarmen. Glücklicherweise schafft er es aber dann immer zu gehen.
Übung: Wie stark ist die Angst ausgeprägt?
Ihre Aufgabe: Gehen Sie die Berichte der Eltern nacheinander durch. Danach versuchen Sie mit Hilfe des Angstthermometers einzuschätzen, wie stark die Angst des jeweiligen Kindes ausgeprägt ist. Dazu ziehen Sie das Foto des Kindes auf den entsprechenden Kreis neben dem Thermometer.